Hesse, Hermann, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1877-1962). Sammlung von 57 Briefen, Postkarten und weiteren Dokumenten von Hermann Hesse an seine Schwestern Adele (Adis) Gundert und Marie, seinen Schwager Hermann Gundert und an Gertrud Hanßum-Gundert, die Adoptivtochter von Adele und Hermann.

Montagnola, Zürich, Sils-Maria, 1914-1962.

Zusammen 57½ SS. auf 54 Bll. 4to und (qu.-)(gr.-)8vo. Beiliegend 5 weitere Briefe von Adele Hesse, Bruno Hesse und Ninon Hesse an die Familie Gundert.

$61,409.00

Umfangreiche und inhaltsreiche Sammlung von zumeist autobiographischen Briefen an seine nächsten Verwandten, bislang durchwegs unveröffentlicht. Hesse berichtet den ihm so Nahestehenden ausführlich zu Leben und Werk, aber auch unmittelbar über seine persönlichen Befindlichkeiten. So bemerkt er keine zwei Wochen nach dessen Ableben zum Tod Thomas Manns: "Es ist ein grosser Verlust. Es gibt neue und jüngere Freunde, aber keinen so alten Kameraden und Weggenossen mehr" (a. d. Br. v. 25.8.1955 an Gertrud).

Über eine amüsante Begebenheit mit einem Leser berichtet er etwa: "[...] Spaßes halbe lege ich dir eine Briefkopie [eines Gedichtes] bei, ich schrieb das an einen interessanten Leser in Dänemark, der mir auf das Gedicht mit einem heftigen Gegengedicht geantwortet hatte, das neue Gedicht mit seiner Mythologie vom Schöpfergott war ihm zu primitiv und zu sehr im Widerspruch mit dem, was er an Esoterik aus Siddhartha, den er genauestens kennt, herausgelesen hat [...]" ([Februar 1940], an Adele; Nr. 7).

Gelegentlich ist auch von anderen Schriftstellern die Rede: "[...] Der Dichter Poe ist einer der wenigen grossen amerikanischen Dichter des 19. Jahrhunderts, und jene Erzählung eine seiner bekanntesten [...] Komisch geht es manchmal im Leben: in letzter Zeit habe ich die beiliegenden Scherzverse von Wilh. Raabe oft abgeschrieben und Freunden geschickt, sie waren mir durch einen Zufall bekannt geworden. Und nun kam vorgestern aus Braunschweig ein feierlicher Brief, dass die Stadt mir den W. Raabe-Preis zugesprochen habe [...]" ([1952], an Gertrud; Nr. 27).

Und nicht zuletzt gibt auch sein eigenes Schaffen gelegentlich Anlaß zu kleinen und größeren Nöten: "[...] Es kam ein Brief von einer Berliner Behörde. Sie sind der Meinung, daß ich auf Grund eines Gesetzes von 1925 und einer neuern Notverordnung für mein gesamtes Einkommen aus Deutschland, also für meine Verlegertantiemen, in Berlin steuerpflichtig sei, und zwar bis zum Jahr 25 zurück. Ich anerkenne die Räuberei natürlich nicht, ich lebe seit 20 Jahren in der Schweiz und zahle meine Steuern hier, und vom Ertrag meiner Arbeit, von dem ich selber ja nur einige Prozente beziehe, leben in Deutschland Verleger, Drucker, Papierfabriken, Buchhändler etc. Wenn ich zufällig einen Schweizer Verleger hätte statt eines Berliners, wäre die ganze Frage hinfällig [...] "(an Marulla a. d. J. [1932]).

"[...] Morgen erwarten wir für einen Tag meinen Verleger, d. h. nicht Suhrkamp selbst sondern seinen ersten Mitarbeiter und spätern Nachfolger, Dr. Unseld. Es ist manches zu besprechen. Unter andrem die Frage, ob man künftig meine Bücher nicht mehr mit ‚deutschen' Buchstaben, sondern in lateinischen drucken soll. Die Zahl der Leute, die deutsch nicht mehr lesen können oder mögen, wächst beständig. Doch wehre ich mich vorläufig [...]" ([24. II. 1957 (Poststempel)], an Gertrud, Nr. 41).

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