Wiener muss Berlin Iffland-Schatz schenken

  • Heute
  • 27. MĂ€rz 2014
  • APA/red.

Angst vor Anwaltskosten

Im Krieg David gegen Goliath, Berlin gegen den Wiener "Inlibris"-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Hugo Wetscherek, musste David aufgeben. Anstatt 450.000 Euro fĂŒr die Iffland-Akten zu bekommen, musste er sie jetzt Berlin schenken. Zu groß war die Angst vor den Anwaltskosten, die ihn ruiniert hĂ€tten. Stattdessen muss er sich mit 15.000 Euro aus Berlin abspeisen lassen.

Es geht um einen Kulturschatz: August Wilhelm Iffland, der wichtigste Theatermann Preußens, spielte fĂŒr Schiller und Goethe und baute das Schauspiel in Berlin auf. Sein Nachlass war lange verschollen. 2012 bot das Wiener Antiquariat "Inlibris" im ersten Beirk die 34 BĂ€nde zum Verkauf an. "Inlibris"-Chef Hugo Wetscherek wollte auf einer Messe 450.000 Euro fĂŒr die Dokumente.

Berliner rettete Briefe aus TrĂŒmmern der Staatsoper
Dazu sollte es nie kommen. Berlin sah den Iffland-Schatz als "nationales Kulturgut", wollte die Dokumente zurĂŒck und zeigte den Berliner VerkĂ€ufer, der die BĂ€nde nach Wien weitergegeben hatte, an. Der Sammler Hugo Fetting (90) wehrte sich: "Ich habe die Dokumente doch vor der Zerstörung gerettet!" Fetting will sie bereits 1952 in den TrĂŒmmern der kriegszerstörten Staatsoper in Ost-Berlin entdeckt haben. Wetscherek soll 50.000 Euro dafĂŒr bezahlt haben. Bereits im Oktober 2013 hatte sich das Antiquariat mit der Berliner Akademie der KĂŒnste ĂŒber andere Teile der Sammlung geeinigt und Dokumente zur Theatergeschichte zurĂŒckgegeben, die einst im Akademiebesitz waren. Zu der Vereinbarung gehörten ausdrĂŒcklich nicht die Iffland-Dokumente.

Wetscherek: "Anwaltskosten hÀtten mich umgebracht"
Nun ist der Rechtsstreit geschlagen, dem Wiener Antiquariat blieb nichts anderes ĂŒbrig, als die BĂŒcher herzuschenken. GeschĂ€ftsfĂŒhrer Hugo Wetscherek ist allerdings nach wie vor ĂŒberzeugt, die Sammlung von dem 90-jĂ€hrigen Hugo Fetting rechtmĂ€ĂŸig erworben zu haben, was auch in der nunmehrigen Schenkungsurkunde vermerkt sei, so der Antiquar. "Ich habe mich einfach nicht getraut, das durchzuprozessieren", so Wetscherek. Das Prozessrisiko sei ihm eindeutig zu groß gewesen. "Schon allein die Anwaltskosten der Gegenseite hĂ€tten mich umgebracht.

Berlin speiste Wiener mit 15.000 Euro ab
Am Dienstag musste Wetscherek die wertvollen Dokumente an einen Spediteur ĂŒbergeben. "Ich habe lediglich darum gebeten, dass mir keine Kosten erwachsen." Das Land Berlin ĂŒbernahm die Kosten, zahlte dem Wiener 15.000 Euro .

Dokumente kommen ins Internet
Die Dokumente sollen jetzt digitalisiert und ins Internet gestellt werden. Es handelte sich um Tausende Seiten von Briefen, RegieplĂ€nen, KostĂŒm -und Besetzungslisten.