Nachlass von Josef Schrammel

  • Wiener Stadt- und Landesbibliothek
  • 16. Oktober 2000

Pressemitteilung

Das Niveau durchschnittlicher Wirtshausmusiker aus der Wiener Vorstadt weit ĂŒbertreffend erlangte das Schrammel-Quartett in der Besetzung zwei Violinen, hohe Klarinette und Bassgitarre auf Grund seiner raffinierten Arrangements und seines prĂ€zisen Zusammenspiels in der kurzen Zeit seines Wirkens im ausgehenden 19. Jahrhundert internationale BerĂŒhmtheit. Dabei verleugneten die vier Musiker jedoch niemals ihre Wurzeln, sodass die "Schrammeln" heute neben Strauß und Lanner weltweit als die ReprĂ€sentanten der Wiener Musik gelten und ihr Name zum Kennwort fĂŒr die von ihnen gepflegte Musiziergattung wurde.

EigenhĂ€ndige Notenhandschriften wie auch Briefe der "Schrammeln" gelten auf dem internationalen Autographenmarkt als RaritĂ€t. WĂ€hrend der Nachlass Johann Schrammels in alle Welt zerstreut wurde, erhielt sich jener Josefs bis in unsere Tage geschlossen in Familienbesitz. Der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, die bereits den Nachlass Anton Strohmayers, des Gitarristen des Ensembles, sowie einige Autographe Johann Schrammels verwahrt, gelang mit dem jetzigen Ankauf eine Ă€ußerst wertvolle ErgĂ€nzung ihres Bestands auf einem ihrer ureigensten Sammelgebiete.

Der Nachlass Josef Schrammels umfasst ĂŒber fĂŒnfhundert Posten, darunter mehr als 150 Autographe von originalen Kompositionen Johann, Josef und Kaspar Schrammels sowie von deren Bearbeitungen fremder Werke. Diese Manuskripte bilden eine ideale Basis fĂŒr die Rekonstruktion des weitgehend verloren gegangenen Klangbildes des Quartetts der BrĂŒder Schrammel. Der gesamte Nachlass ist in einem Katalog des Antiquariates "Inlibris" verzeichnet.

Besonders hervorzuheben ist weiters das von Josef Schrammel wĂ€hrend seiner Orientreise 1869-71 gefĂŒhrte Tagebuch, das nicht nur als persönliches, sondern auch als Zeitdokument von Bedeutung ist. Eine umfangreiche Sammlung von Briefen Josef Schrammels - bisher waren in öffentlichen Sammlungen keine solchen bekannt - sowie Briefe an Johann und Josef Schrammel, weitere Familienkorrespondenz, Fotografien und persönliche Dokumente der Familienmitglieder ergĂ€nzen den kulturgeschichtlich Ă€ußerst wertvollen Bestand.

Der gesamte Nachlass ist im Katalog 7 des Antiquariates "Inlibris" ( Bibliothekskatalog) beschrieben.